ich mag müll  (für piccolo und 4 pappkartons) 2012

ich mag müll  (für piccolo & tape) 2012

ich mag müll - Bunny Set (für piccolo Carrillon & 4 pappkartons) 2012



aufgeführt von/performed by:

hand werk 2012


ich mag müll-Bunny Set.pdf


Der Karneval ist der Zwang, verrückt zu sein, um den Rest des Jahres ordentlich zu funktionieren. Dadurch wird das Verrücktsein zu einer skurrilen Normalität, die sich aus dem Ordnungszwang der Masse speist. Der Karneval stellt den Regelfall unter umgekehrten Vorzeichen dar, so regieren traditionell von Weiberfasnacht bis Aschermittwoch die Frauen im Rathaus, im 19. Jahrhundert eine präzise Umkehrung der Machtverhältnisse. Die Verkleidungen orientieren sich an den Uniformen der Napoleonischen Besatzungsmacht und die Musik ist im Grunde die gleich, wie beim Militär, nur die Texte sind verkehrt. Damit Wäre Der Karneval die absolute Bestätigung der herrschenden Ordnung und der jährliche Höhepunkt der Hierarchie. Durch seine Verneinung für eine vorbestimmte Zeit bestätigt sich der Herrschaftsanspruch der Ordnung und Sitte. Ein höchst katholisches Fest.

Dadurch bietet dieses Volksfest stärker als andere die Möglichkeit, die sonderbarsten Bemühungen nach Aufrechterhaltung dieser Ordnung zu sehen. Ein Soldat, der keiner ist, wird in seiner Bemühung noch mehr Soldat sein und gleichzeitig ein trauriges Abbild des Scheiterns liefern. Denn bei der Imitation ist das Scheitern immer noch möglich. Wertvolle Charaktere, die durch ihren individuellen Stil brillieren könnten, verzehrt der Wunsch nach Uniformität und Imitation und lässt sie zu schalen Abbildern werden. Im Idealfall ist das Scheitern noch so groß, dass es eine eigene Kunst darstellt, meistens verkommt es jedoch zu eben der Bestätigung der herrschenden Ordnung ex negativo.


The clanging and booming of the marching band gets its shrill characteristics through the enormous mass of chimes and pipes.

The idea of listening from inside such a marching band, where one can only hear certain parts of the music, was the basis for this composition. It exaggerates the relationship between model and execution, and through this tries to describe the carnival in a compressed way without judging it too much.

In that the music could be interpreted as approving the controlling order, it finds itself vulnerable to critique. Maybe the decontextualised description of a carnival is able to point towards the relationship between jest and power, but probably not. The aim of this piece is, despite its extra-musical motivation, to stay inherently music.

With a sideglance towards critique of Luhmann’s System Theory  (which says, that this theory can not reform society, if it does not actively judge it) one should rethink the role of a descriptive technique but also that of the carnival itself: maybe mockery of the Napoleonic occupying power does provide a platform for critique and experimenting.


<_