Maderijåal (for 3 singers and keyboarder)


comissioned by SCHOLA Heidelberg


aufgeführt von/performed by: SCHOLA Heidelberg

23./24.07.2014 Kunstverein Heidelberg



MaderijåalSCORE.pdf




Maderijåal ist aus einer Materialsammlung über das Wort "Madrigal" entstanden. Ausgehend von der Aufgabe, sich mit Madrigalen zu beschäftigen, habe ich zunächst recherchiert, für was dieser Begriff noch alles verwendet wird. Es finden sich Produkte wie Seife, Bettwäsche, Hotels, Stadien, Rennpferde u.a.

Das klangliche Originalmaterial der Sänger und einer Truhenorgel wurden vorab gespeichert und können als Samples von Midikeyboards abgerufen werden. Jeder Sänger hat so seine persönliche Samplenbank, sie ist der Sänger/das Instrument selbst und zugleich dessen Erweiterung. Durch die Speicherung der Töne ist ein präzises mikrotonales musizieren möglich, wobei die  Klangfarbenvarianten der Originalaufnahmen immer wieder die gedrückte Keyboardtaste beleben. Die Madrigale "Sybilla Cimmeria" von Orlando di Lasso und "Dolcissima mia Vita" von Carlo Gesualdo werden ausgegraben und als Material weiterverarbeitet.

Aus dem Datenklau wird ein individueller Umgang mit Geschichte. Das Stück repräsentiert die digitale Abrufbarkeit allen Materials, sei es inhaltlich oder sachlich. Es entsteht eine individuelle Möglichkeit der Datensammlung. Das Stück ist ein positivistischer Blick auf den Begriff Material und die Gestaltungserweiterung durch digitale Medien. Individualismus und Digitalität schließen sich nicht aus, sie müssen eine sinnvolle Symbiose eingehen. Material, oft durch den Materialismus verpönt,  ist zunächst einmal wertvolles Gut, mit dem etwas gebaut werden kann.