after after (picc, mel, bkl, vln, vc)

aufgeführt von/performed by: hand werk (Köln 2011)


familie/family: after - after after (picc, bcl, mel, vc, vln or vla), after (vl, bcl, mel, sopr or picc)


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Das Stück versucht positivistisch das profane und das feine zu verbinden.

Die Instrumente, die die Naivität bzw. den unmittelbaren Ausdruck repräsentieren, Melodica und Piccolo, geben in diesem Stück eine der vermeintlich simpelsten Formen des Musizierens wieder: Das exzessive Insistieren auf einem Ton, welches allerdings im Verhältnis zu Viola und Bassklarinette ein merklich energiegeladeneres, zumindest kräftigeres Ausdrucksmoment evoziert.

Viola und Bassklarinette werden hier als ein Instrument eingesetzt, dass den Klang bis ins feinste zu Reflektieren sucht, wie es in der europäischen Kultur seit der Musique concrète instrumentale usus geworden ist. Hier schon stellt sich die Frage, ob diese Art von Reflexion des Klanges heute noch durch ihre geschichtliche Abgenutztheit die wirklich intelligiblere Form darstellen kann, oder ob nicht dem exzessiven Kammeraufschrei eine änliche Rolle zuteil werden kann, zumal er in diesem Stück versucht, an dem Diskurs der Geräuschhinterfragung teilzunehmen, an diesem aber scheitern muss.

Das Cello (von der Tradition her ein einfaches Begleitinstrument, dass im 20. Jahrhundert zu einem der begehrtesten Soloinstrumente mit komplexen Anforderungen geworden ist) nimmt eine Sonderrolle in diesem Stück ein, da dessen Ausgangsmaterial (Glissando und Ton) eher dem Profanen zuzuordnen ist, jedoch durch permanente Modifizierung (Einbeziehung des Obertonspektrums durch veränderung der Bogenposition sowie extreme Verlangsamung des Glissandos hin zur Subtilität) sich an der feinen Klangwelt von Viola und Bassklarinette orientiert. Dadurch entsteht die Form der Randerscheinung: Das Cello passt weder zu dem einen, noch zu dem anderen Material, sondern schafft es nur, sich in einige Nischen einzuordnen.

Zusätzlich beinhaltet das Stück eine zeitlich-formale Komponente, die sich auf das Wort after bezieht. In dem Moment, in dem man danach sagt, heißt es, dass davor etwas geschehen sein muss, nun ein Einschnitt stattfindet und das danach zu passierende automatisch in Kontext mit dem Vorangegangenen gesetzt wird. Dieser Einschnitt kann völlig willkürlich oder fiktiv gesetzt werden und regt, in Ahnlehnung und Umdeutung an das Wort jetzt in Orm Finnendahls Rekurs, dazu an, zu überdenken, in wie weit es Sinn macht, einen Moment, eine Momentanhäufung in ein Vorher und Nachher zu unterteilen. Das Wort after wird in diesem Stück an einen fiktiven Mittelpunkt gesetzt, von dem aus das Stück zerr-gespiegelt zurückläuft. Am Ende dieser Spiegelung gibt es einen Appendix, ein after after, dass den Begriff der Zeitteilung noch weiter ins Absurde treibt und verzerrt.




Programme notes on after after

The piece deals with two ideas of making music that interact with each other during the piece.  The bass clarinet and violin perform a fine network of specially selected short and soft sounds, whereas the melodica and the piccolo insist on a single note most of the time.  These simple oppositions present two intensities: the texture of sounds on the border to silence as an intellectual reflection and the strength of a simple tone that gets its tension only by its high energy and repetition. 

The word after is an interesting term, because it separates time - maybe randomly - in two sections.  There must have been a before and possibly an action in between.   The piece is mirrored in the middle, but in a distorted manor.  The first part takes place after something has already happenend, so the second part tries to find the after after the after.

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