SCHIFFE (for Horn, Violin and Video) 7’ - 2014


comissioned by Jetpack Bellerive


aufgeführt von/performed by: Jetpack Bellerive

06.11.2014 Kunsthalle St Gallen CH




Eine lange Überfahrt mit einem Schiff bietet die perfekte Grundlage für eine Fernsehserie, Romanhandlung und weitere Erzählformen, da eine kleine Gruppe von Menschen als Vertreter für die Gesamtgesellschaft gelten kann. Ähnliche Züge bekamen später Sendungen wie "Big Brother" oder "Ich bin ein Star, holt mich hier raus".

Die bekannte Comedy-Serie "The Love Boat" aus den USA und der  bundesrepublikanische etwas seriösere Nachfolger "Das Traumschiff" nutzen das Flair der Pseudo-High Society auf dem Kreuzfahrtschiff um die klassischen Probleme wie Liebe, Humor, Krankheit und Ehre vor die Kamera zu bringen, während die ältere Serie "Zur See" aus der DDR auf einem Frachtschiff spielt und die Themen etwas ernster nimmt. Statt Liebesabenteuern werden die Ehen der Seeleute betrachtet, wichtig sind auch Themen wie Kameradschaft, Berufsethos und Gerechtigkeit.

Die Titelmelodien der drei Serien sind repräsentativ für den jeweiligen Charakter: Während der Love Boat-Song gesungen wird und der amerikanischen Big Band Entertainment Musik verhaftet ist, schwelgt das Traumschiff ein einlullenden Streicher-Synthi-Melodien von James Last und der Seekreuzer der DDR wird von einer kämpferischen Bläsercorps angefeuert.

Mein Stück greift die Titelmelodien auf, verändert sie und stellt sie gegenüber. Zusätzliches Bild- und Tonmaterial konfrontiert die nationalen Charakteristika auf O-Ton Ebene. Die Serien werden von mir als fernsehgeschichtlich und gesellschaftlich relevantes Augangsmaterial verwendet, um mit einem außermusikalischen Element meine Musik zu beeinflussen und zu stören. Ob die Verbindung zu den Serien nacher noch zu verstehen sein wird oder das Stück gar von sozialer Relevanz ist,  bleibt ungewiß und nebensächlich. Es geht um die Verwendung von interessantem Material, um meine Musik zu verändern. Der Ansatz, die Serien im Vergleich einer regionalen und geschichtlichen Relevanz zuzuordnen ist die Motivation, um mich musikalisch und inhaltlich dem weiten Feld der TV-Serien zu nähern.